Vorfreude auf die Radsaison

Der Regen will und will nicht aufhören in diesen Februartagen. Winter? Fehlanzeige, wie so oft am platten Niederrhein. Autofahrer müssen selten glatte Straßen fürchten. Der Wind peitscht Schauer ums Haus, und der Blick fällt wehmütig aus dem Fenster in die diesige Landschaft. Will dieser nasse Winter denn gar nicht aufhören? Kaum ist es ein wenig dämmerig in dieser regenverhangenen Jahreszeit, da wird es auch schon wieder dunkel. Die Tage sind noch nicht merklich länger, und der Frühling lässt auf sich warten. Er hätte seine Chance gehabt, doch nach ein paar milderen Tagen hält er nun wieder Schneeregen und Temperaturen knapp über dem Gefrierpunkt bereit. 

Die Jecken haben ihre Karnevalsklamotten schon wieder eingemottet. An die Silvesterknaller, die sich schon längst davor in Rauch aufgelöst haben, denken wir nun nicht mehr bis zum nächsten Neujahr. Und an die Printen und Christstollen von Weihnachten erinnern nur noch die Pölsterchen um Bauch und Hüfte. 

Sind wir doch mal ehrlich: Wie jedes Mal zum Jahreswechsel landen die besten unserer guten Vorsätze doch nach wenigen Wochen wieder in der Tonne. Aktive Menschen machen da kaum eine Ausnahme. Dabei sind wir doch Radsportler mit Leib und Seele! Wir hatten uns vorgenommen das Wintertraining, außer bei Schnee- und Eisglätte konsequent durchzuziehen. Auf der Rolle wollten wir trainieren,  und zum Spinning gehen. Hat auch geklappt, ansatzweise wenigstens. Aber macht das alles wirklich Spaß? Schaffen wir es uns zu überwinden, wenn draußen alles grau in grau ist?  Da kann nur noch eines helfen: Der Blick auf den Kalender. 10. März 2018. Ein Termin, den wir dick mit rot im Kalender unterstrichen haben. RTF in Waldniel. Radtouristikfahrt eigentlich. Die erste im Jahr überhaupt!

Bald ist es also wieder so weit. Bald? Das ist relativ, aber man kann sich ja schon einmal darauf freuen und ein paar warme Gedanken machen. Bei allen Fake-News und allen Unsicherheiten der Welt 4.0 bleibt doch immer die eine Konstante, auf die man sich verlassen kann: Im März beginnt die neue Radsportsaison. Und das, traditionell, mit der RTF des RSC Schwalmtal in Waldniel. Ein Must-Do für alle Rennrad- und Mountainbike-Verrückten. Natürlich auch für die Verständigeren und Gemäßigten, die es lieber mal auf der 45 km Strecke  langsam angehen lassen. Was zählt ist, dass endlich wieder Rad gefahren wird! Warum nicht mit dem Tourenrad oder der Holland-Fiets die Strecke unter die Räder nehmen?

Ich hätte mich für die 70-er entschieden. Piano, piano! Nicht direkt in die Vollen! Die 111 km Strecke ist zwar auch im Angebot, doch wir wollen uns ja noch steigern, oder nicht?

Die Jahre 2016 und 2017 haben uns am regenverwöhnten Niederrhein gutes und trockenes Wetter beschert, und so lag die Teilnehmerzahl bei unserer RTF bei über 700. Über 700 Radfahrer schwärmen aus Waldniel heraus und wieder hinein, das muss man sich mal vorstellen! Das ist schon ein Mega-Event für die quirlige Niederrhein-Gemeinde in Naturpark Maas-Schwalm- Nette. Alles glückliche Menschen, die diesem Tag entgegen gefiebert haben.

An Tagen wie diesen,

 

wünscht man sich Unendlichkeit….. 

 

Radsportler werden im Februar nervös. Jedes Jahr ist das so. Weil sich da schon zum ersten Mal die Sonne wärmend zeigt. Dann kommt die erste Märzwoche, und täglich wird in den Wetterbericht geschaut. In immer kürzeren Abständen, und je näher der Starttermin für die RTF kommt, desto unruhiger wird mit den Hufen gescharrt. Dann  lässt man den Wetterradar stündlich durchlaufen und blickt prüfend zum Himmel. Dann das Signal: Wetter trocken, Sonne  angesagt, heiter bis wolkig! Die Räder sind schon lange geputzt und technisch durchgecheckt. Die beweglichen Teile sind geschmiert und der Rahmen glänzt voll im Lack. Von daher steht der Saisoneröffnung nichts mehr im Wege. Das Packen der Sachen für die Tour ist Routine. Dazu könnte man uns nachts auch wecken, das kriegen wir mit links hin. Schwalmtal finden? Kein Problem mit moderner Routing-Technik. Oder direkt mit dem Rad anreisen? Wäre mutig, ist den Harten unter Euch auch zu empfehlen, doch die Füße sind, trotz kuscheliger Überschuhe,  irgendwann kalt. Schade, wenn das dann auf der Strecke der Fall wäre. Sternfahrten sind für die meisten eher was für den Sommer, und Parkplätze sind reichlich vorhanden.

Auch die Helferlein sind heiß. Es geht los, nicht zu fassen! Den Termin hat man sich schon seit einem Jahr freigebaggert. Wie das bei allen Vereinen und bei ihrer jeweiligen RTF der Fall ist. Doch bei dieser ist es etwas ganz besonderes. Terminlich ist Anfang März auch nicht so viel los, und darum ist Waldniel immer ein Highlight.

 

Alles ist bestellt, organisiert, aufgebaut und aufgestellt. Ihr kennt das ja: Die Orga läuft im Hintergrund schon seit längerem auf Hochtouren. Sogar die Brenner und Töpfe, für die heiße Brühe unterwegs an den Verpflegungsstellen, sind durch den TÜV. Doch von all der Hintergrundmusik  sollen die Teilnehmer nichts mit bekommen.

 

Viele Tour-Teilnehmer genießen die ganz besondere Atmosphäre vor dem Start. Die Turnhalle der Europaschule öffnet kurz nach acht, und schon sind die ersten da. Am aufgebauten Kuchenbuffet dampft der Kaffee, und die Damen von der Frühschicht sind schon bei bester Laune. Es lohnt sich, ein wenig genauer zu schnuppern, denn die Kuchen für die Radfahrer sind noch ganz frisch. Alles selbst gebacken. 

Kaum ein Gast, mit dem nicht ein wenig gescherzt und geschäkert wird. Viele reservieren sich bereits den Kuchen für die Rückkehr nach der RTF. Einige gönnen sich die Muße und genießen die Zeit vor dem Start bei einer heißen Tasse Kaffee und etwas zum Beißen. Es ist ja nicht so, dass unterwegs keine Kalorien verbraten würden! Man trifft sich, man kennt sich, Man hat sich seit gefühlten Ewigkeiten nicht mehr gesehen, oder man lernt neue Leute kennen. Nirgendwo ist sowas einfacher als in der Schar der bunt gekleideten Radtrikotträger, und Gottseidank auch immer mehr, -trägerinnen. Man geht mal raus, prüft schnuppernd die Luft, und sieht sich den streckenverlauf auf den ausgehängten Karten an. Dann stellt man sich an zur Anmeldung und Startnummernausgabe. Alle werden registriert, und Schluss ist erst, wenn die letzten das Ziel erreicht haben.

 

Bei sechs Startkassen halten sich die Wartezeiten schwer in Grenzen. Die Stempelmänner stehen schon bereit unter dem Startbanner und kneten den Startstempel auf die Startkarte, auf deren Rückseite die Strecke grob skizziert ist. Das ist nie verkehrt, obwohl die Strecke von den RSC-Helfern perfekt ausgeschildert ist. Und doch weiß man ja nie, ob nicht doch einmal ein Schild übersehen wird. Sie sind zwar alle leuchtend bunt, und in gemeinsamer Handarbeit von den RSC-lern gefertigt, doch wenn man beim Fahren erste einmal im Flow ist, dann soll es schon vorgekommen sein, dass selbst alte Hasen einmal ein Schild übersehen haben.

Es wird ein langer Tag für die Mitglieder des RSC Schwalmtal, die sich mit Herzblut für eine gelungene Veranstaltung einsetzen. In der Gewissheit, dass wir bei den Vereinen, bei denen wir auf künftigen Events zu Gast sein werden, genau die gleiche gute Betreuung erfahren werden.

 

 

Es grüßt der Vorstand des RSC